💻 Ein Vormittag im Leben eines „Wolt-Computerspielers“.

💻 Ein Vormittag im Leben eines „Wolt-Computerspielers“.

Vorab, jeder der die Plattform Wolt nicht kennt, ist vermutlich wenig in deutschen Großstädten unterwegs. Gerade in Berlin kommt man an den Fahrrädern mit Wolt-Taschen auf dem Gepäckträger nicht vorbei. Eher ungeplant konnte ich mich am Samstag als wertvoller Picker und Packer in einem kleinen Berliner Bioladen auszeichnen.

Einfach mal gemütlich frühstücken.

🥐 🍳 Gemütlich sitze ich am Frühstückstisch zusammen mit meinem guten Freund und Ladeninhaber besagten Bioladens. Seine Kinder wachen auf. Eier fehlen. Milch auch. Und Tomaten. Also was tut man, wenn man bequem ist? Richtig. Man bestellt die Lebensmittel fix in seinem eigenen Laden und lässt sie von einem dieser mal mehr mal weniger gestressten und freundlichen Fahrradfahrer bis zur eigenen Haustür bringen.

Ab in den Laden. Das Spiel beginnt.

🆘 Doch so einfach ist das nicht. Die Rechnung haben wir an dieser Stelle ohne seine Frau gemacht, die hilferufend im Laden steht. „Das geht grad nicht. Ihr müsst das selber picken.“ Dem Hilferuf folgend fand ich mich kurze Zeit später mit Papiertüten und Pickgerät bewaffnet als Wolt-Picker im Laden wieder. Ganze 10 Bestellungen sah ich auf meinem MDE (Mobiles Datenerfassungsgerät), die noch gepickt werden mussten.

⏱️ An und für sich kein Problem. Bei Wolt schon. Denn einmal angenommen hat der Verkäufer 10-15 Minuten Zeit, die bestellte Ware im Laden zusammenzusuchen. Denn spätestens nach 15 Minuten steht der Abholfahrer von Wolt an der Tür und will die Ware mitnehmen. Ein erstes Gefühl von Stress überkommt mich.

☕ Ich kann den Hilferuf gut verstehen. Wenn dann das Biocafé mit Kunden vollsteht, die sich einen leckeren Cappuccino und Pistazienkuchen für den Verzehr vor Ort bestellen und zudem Kunden ihren eigenen kleinen Einkauf tätigen wird’s hektisch und eng. Und alleine ist das beinah nicht zu schaffen. Egal, wie gut die Wolt-Software fürs Picken ist und wie gut die JTL Pos ihren Job im Laden macht. Der Faktor Zeit spielt im Leben eines Wolt-Partners die wichtigste Rolle. So auch bei mir.

Level 1: 50 Artikel. In 10 Minuten

💶 ⚖️ Denn natürlich enthält meine erste Bestellung über 50 Artikel für knapp 200€ Warenwert. Inklusive Abwiegen von Zwiebeln, Äpfeln und Orangen kommt man da recht schnell in einen Computerspielemodus rein. Im Wolt-Game ist das Ziel so schnell wie möglich die Ware zu picken, sauber zu verpacken und vorm Fahrer fertig zu sein. Damit dieser seinerseits seinen Staffelstab in Form von mal mehr mal weniger liebevoll verpackter Ware schnellstmöglich innerhalb kürzester Zeit ausliefern kann. Und natürlich klingelt während des Pickens das MDE immer mal wieder. Frohe Kunde: Eine neue Bestellung. Wieder 20 Produkte. Diesmal 10 Minuten Zeit. Dein nächstes Level steht an.

Level 2: Tempo, Adrenalin und der Staffelstab

Für zwei Stunden ist das mal ganz schön. Und natürlich gibt es hitzige und ruhige Phasen. Aber einen ganzen Tag das Gebimmel der Bestellung am Gerät zu hören, schnell reagieren, die Bestellung picken und in hohem Tempo keine Fehler machen ist nicht ganz ohne. Und wenn du gut bist, bewertet dich einer von 10 Leuten mal mit 5 Sternen. Für mehr Sichtbarkeit und Reichweite. Wenn überhaupt. Was bleibt ist das schnelle Adrenalin und ein teilweise nicht zu vernachlässigender Tagesumsatz.

Der Gewinner des Wolt-Games. Alle oder nur einer?

🏆 Aber der eigentliche Gewinner ist Wolt, das eine Plattform zur Verfügung stellt, die Angebot und Nachfrage verknüpft. Klar, am Ende gewinnen die selbstständigen Fahrradkuriere ein wenig Lohn und arbeiten sich ein Fitnesslevel nach oben. Die Käufer gewinnen Zeit und sparen sich den Weg in den Supermarkt und der Händler macht damit Umsatz. Aber die einbehaltenen 25%-30% Gebühren und Nutzerdaten, beflügeln Wolt zum eigentlichen Gewinner. Denn wer weiß, wann Wolt zu besseren Preisen seinen eigenen Supermarkt aufmacht und dank zahlreicher Händler und Käufer weiß, was sich wirklich gut dreht.

🔥 Ein gefährliches Spiel, dass wie so viele „gute“ andere Plattformen verdeutlicht, wie abhängig der Einzelhandel und Onlinehandel von einigen wenigen ist. Immer verbunden mit der vagen Hoffnung, dass die Bedingungen nicht schlechter werden.

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Matthias

Vater. Unternehmer. Blogger. Reiselustig. Freiheitsliebend. Zukunftsoptimistisch. Schreibt hier über den Sinn und Unsinn des Lebens, Persönlichkeitsentwicklendes, Reiselustiges und E-Commercelastiges aus der Sicht eines Agenturinhabers.

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